Dog-Geeks Hundegesabbel

Gerd Schreiber und Sylvia Schulze

#25 DogGeeks-Hundegesabbel lange Leine, Maulkorb und wann können wir ein NEIN nicht akzeptieren?

Warum Hundehaltende nicht merken, wenn sie ihren Hund bedrohen.

14.02.2023 66 min

Zusammenfassung & Show Notes

Brauchen Hunde eine lange Leine?

Uns fällt derzeit verstärkt auf, dass wir wieder deutlich öfter sehen, wie Hunde ungeniert körperlich von ihren Bezugspersonen gemaßregelt (Leinenruck am Halsband, Kneifen, boxen, grapschen, Leine am Halsband so kurz, dass der Hund seinen Kopf kaum senken, geschweige denn schnüffeln kann uvm.) werden. 

Spannenderweise können wir mehrfach beobachten, wie dabei mit den Hunden streng gesprochen wird. In ganzen Sätzen (nicht zum Scherz ohne eine Erwartungshaltung, weil wir ja wissen, dass der Hund keine Ahnung hat, was wir da sabbeln.). Etwa so: DU SOLLST MIR ZUHÖREN! ICH HABE GESAGT, DU SOLLST JETZT TRINKEN UND NICHT INS AUTO SPRINGEN! Diese Sätze sind leider NICHT erfunden. Und während sie im bösen Ton gesagt wurden,  hat der Hund, der Schutz im Auto suchte, mehrere Leinenrucke kassierte und  rückwärts aus dem Auto gezogen wurde immer deutlichere Stresssignale und Meideverhalten gezeigt. Getrunken hat er natürlich nicht, da er massiv bedroht wurde. Von seiner Bezugsperson! In einer Situation in der er sich sowieso unwohl fühlte. Er durfte auch nicht gucken, was die anderen,  fremden Hunde auf dem Parkplatz machten. Dafür gab es auch hässliche, strenge Worte und Leinenrucks.  

Das war so ziemlich das absurdeste der letzten Wochen, aber wir erleben ständig ähnliche Dinge und sind uns ganz sicher, dass all dies Hundehaltenden sagen, dass ihr Hund ihr Ein und Alles ist.

Ein Fernsehtrainer behauptet, dass „unvermittelbare Hunde“ nicht mit Markersignalen trainiert werden können, da müssten dann schon richtige Trainer ran (natürlich welche die mit Wasserflaschen spritzen können. Die Ausbildung dafür ist sehr schwierig. IRONIE AUS!). Aus Sicht dieses „Profis“, soll man Hunde, die sowieso schon ihr Vertrauen verloren haben, darin verstärken, dass sie recht haben.  Indem man sie so lange provoziert, bis sie den erwarteten Fehler begehen, um sie dann einzuschüchtern. Bei uns Menschen heißt das übrigens „Mobbing“ Es soll ja schon Jugendliche gegeben haben, die Aufgrund von Mobbing zu Amokläufern wurden…. Nein, das kann man nicht 1:1 übertragen und ja! es ist dramatisiert, mit Absicht. ABER: wenn ein Hund, der mit Aggressionsverhalten reagiert, auf einer bestimmten Belastung noch erwünschtes Verhalten zeigen kann, dafür weiter belastet wird, bis er nicht mehr anders kann, als auszulösen, um ihn dann zu bestrafen, hat das nichts mit fairem Training zu tun. Alles was diese Hunde lernen ist,  immer schneller auszulösen und immer weniger durch knurren und Zähne zeigen zu warnen. 

Auch „gefährliche Hunde“ haben tatsächlich ein Gehirn, welches über die gleichen Mechanismen lernt, wie alle anderen Hunde auch. Und natürlich gibt es Hunde, die besonders gesichert sein MÜSSEN und natürlich gibt es auch Hunde, die eine echte Gefahr darstellen. Das sind aber nicht die, die man im Fernsehen bewundern kann, denn mit denen sollte man sowas besser nicht machen, weil das wirklich lebensgefährlich werden könnte. Ein faires Training ohne Gewalt mit unbedrohlichen Managementmaßnahmen ist auch mit sehr gefährlichen Hunden möglich. In der Gesellschaft haben sie aber nichts mehr zu suchen.

In dieser Episode reden wir über Maulkörbe, Situationen, in denen ein NEIN des Hundes nicht akzeptiert werden kann und über lange Leinen und warum dein Timing im strafbasierten Training viel besser sein muss, als im fairen, bedürfnisorientiertem Hundetraining.

Denn selbst für Liebesbeziehungen gilt: 

„ Das Prinzip „Die lange Leine“ ist so etwas wie das erste Gesetz der Thermodynamik für Liebesbeziehungen: Es bedeutet, dass man dem anderen seine Freiheiten lässt und dieser dann genau deshalb bei einem bleiben möchte und eben nicht weggeht zu einer oder einem anderen.“

Auf den Hund übertragen bedeutet es:

Wenn ein Hund nur darf wenn er soll,
 aber nie kann wenn er will,
 dann mag er auch nicht wenn er muß!
 Wenn er aber darf wenn er will,
 dann mag er auch wenn er soll,
 und dann kann er auch wenn er muß…..
 Denn…..Hunde die können sollen,
 müssen wollen dürfen….!!!
 (Graffiti U-Bahnhof Berlin)

Wir wünschen wie immer, gute Unterhaltung.

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